Dienstag, 17. August 2010

Insiderkommentar zu Finca Lucendum

Uns erreichte heute ein aufschlussreicher Gastkommentar von Vanessa Lochmann, Animalsave Europa. Aufgrund der Länge des Beitrages und der Brisanz des Themas wurden wir um eine schnelle Veröffentlichung gebeten. Wir übernehmen diesen Kommentar unverändert und ungeprüft, damit sich die Leser selbst ein Bild der Situation vor Ort schaffen können.


Guten Tag,

Newton ist der arme Kerl, der bereits mehrfach in die Schlagzeilen geriet.
Einmal wegen seiner horrenden Verletzungen und einmal, weil seine Geschichte, wie hier berichtet, wohl nicht ganz zutreffend geschildert wurde.
Es wurden Spenden erbeten, und man hat versucht, das Maximum an Hilfe zu bekommen, indem man vielleicht nicht ganz bei der Wahrheit geblieben ist.
Ich bin ebenfalls im Tierschutz tätig, und wer mich kennt, weiss, dass wir von Animalsave Europa immer recht nüchtern und sachlich mit Notfällen aller Art umgehen.
Vor allem aber bleiben wir bei den Fakten.
Und genau deshalb kann ich verstehen, warum dies im Falle von Newton nicht geschehen ist, denn auf ehrliche und sachliche Spendenaufrufe, seien sie auch noch so gut gemeint, erhalten die Tiere keinen einzigen Euro von den Tierschützern. Das ist leider die traurige Realität.
Jeder erfahrene Tierschützer weiss das, und deshalb muss ich mich mit diesem Sachverhalt identifizieren und sagen, es war der einzig richtige Weg, um dem Hund überhaupt helfen zu können, warum auch immer dieser Weg gewählt wurde, seien es sprachliche Missverständnisse im Hergang des Unglücks oder seien es tatsächlich Beweggründe, die einzig das Wohl des Tieres im Auge hatten.
Man hat im Grunde die Wahl zwischen Pest und Cholera: bleibt man sachlich und emotionsfrei, erhält man keine Hilfe, wird man emotional und werbewirksam, macht man sich angreifbar. Was soll man also tun wie in einem dringenden Fall wie bei Newton?
Es ist die Abgestumpfheit der Menschen, die die Ursache solcher medienwirksamen Spendenaufrufe ist, nicht kriminelle Energie derer, die helfen wollen.

Ich kenne die Finca Lucendum nicht persönlich, aber ich weiss, dass die Leute von Apadac ohne sie und ihre Hilfe schon verloren wären.
Ebenso weiss ich, was es kostet, Tiere, die krank sind, zu versorgen. Es soll sich niemand einbilden, dass man aus einer Auffangstation Hunde übernimmt, die dann gesund und munter sind.
Es ist nicht nur harte Arbeit, Schmutz, Entbehrung und auch Gefahr für die eigene Gesundheit (Giardien, Kokzidien, Leishmania, Sarna, um nur ein paar der appetitlichen Mitbringsel aus der Tierschutzarbeit zu nennen) Hunde mit ansteckenden Krankheiten zu pflegen, sie zu stabilisieren und dann letztlich doch wieder abzugeben, was einen Tierschützer immer wieder ein Stück Herzblut kostet, denn man baut zu jedem Tier eine innere Bindung auf, und was passiert, wenn man die Verantwortung für das Tier abgibt, liegt ausserhalb des eigenen Einflusses.



Allein diese Arbeit ist mit Geld gar nicht zu bezahlen, denn hinzu kommt der Schlafmangel durch permanentes Gebell, Notfälle halten sich auch nicht an Tageszeiten, Verlust an Freizeit und Lebensqualität.
Dazu noch die Hürden, die man behördlicherseits erwarten darf, denn Tierschutz ist beileibe kein Lieblingskind der Stadtverwaltungen.

Man hofft und betet, dass man die richtige Entscheidung zur Vermittlung im Sinne des Tieres getroffen hat, aber eine Restangst bleibt immer, und so reisst jeder gerettete Hund auch immer ein Stück der Liebe mit sich, die man dem Tier entgegenbringt, und man erleidet jedes Mal mit einer geglückten Vermittlung auch immer einen schweren Verlust.
Ich habe schon hundert mal gesagt, jetzt ist Schluss, ich kümmer mich noch um meine eigenen Hunde, ich kann es nicht mehr verkraften....

Und dann erreicht dich der Notruf, und bevor du nachdenkst, sitzt du bereits im Auto.
Und dann kommen die Hyänen, die einen fertig machen wollen. Nein, dies sind keine bösen Menschen, sondern es sind andere Tierschützer, oder auch Schreibtischtäter, die alles besser könnten als man selbst es kann...

Ja, es stimmt, die meisten Tierschutzorgas sind mit dem Bürokram überlastet.

Aber warum? Weil die guten Orgas eben keine 2000 Euros für eine ordentliche Buchhalterin monatlich ausgeben können, sondern weil sie dieses Geld lieber für die Tiere aufwenden.
Deshalb wurde Animalsave von liebenswerten Zeitgenossen als "unseriös" beschimpft, weil wir weder ein eingetragener Verein sind, noch haben wir diesen ganzen Ballast an administrativem Aufwand, wir sind einfach ein zusammengewúrfelter Haufen tierlieber Menschen und können mit so tollen Orgas, die in der Öffentlichkeit repräsentieren wie z.B. das Millionenprojekt der Prominenz z.B. von M. Aufhauser in keinster Weise mithalten.
Ich will deren Arbeit nicht kritisieren, wir werden zusammengenommen nicht mal im Ansatz das erreichen, was diese schon geschafft haben.
Dennoch sind es wir "kleinen" Orgas, die vor Ort helfen und das Leid lindern.

Wir machen uns die Hände schmutzig
,
wenn ein völlig verwurmter Welpe alle 2 Stunden Tag und Nacht gefüttert werden muss, wenn man ihm wie einem Baby den offenen Hintern mit lauwarmen Wasser säubern muss (weil man die wunde Haut nicht mal mehr mit Toilettenpapier reinigen darf) und wenn man ihm die Zecken und Flöhe von Hand entfernt.
Ich behaupte, solche Vorzeigeprojekte spiegeln nicht die Realität, sondern sie vermitteln ein verzerrtes Bild vom Tierschutz, denn Herr A. mag zwar die bessere Buchführung haben, aber wir sitzen nächtelang bei kranken Hunden, kämpfen um jedes Leben und widmen jede freie Minute den hilflosen Kreaturen, die ohne uns niemanden hätten.
Wir bezahlen keine Tierpfleger von Spenden, sondern wir arbeiten ehrenamtlich und unentgeltlich.
Wir sind keine Organisatoren,
sondern wir sind gleichzeitig Tierpfleger, Reinigungskraft, Fahrer, Vermittler, Tierpsychologe, Tierarzthelfer, Sekretär, Buchhalter, kurz, Mädchen für alles.
Und das denke ich, ist auch bei Finca Lucendum der Fall.
Sie mögen schlechte Buchhalter sein, aber schlechte Tierschützer sind sie nicht, und darauf kommt es letzlich an.

Mit der Leiterin der Protectora APADAC habe ich viele der schlimmsten Fälle besprochen, und immer wieder sagte sie mir kurz darauf, Finca Lucendum habe die am schlimmsten betroffenen Hunde bereits übernommen.

Es gibt sicherlich einige Dinge, die nach aussen verwirrend sind, wer aber Einblick hat im Tierschutz, der sieht sofort, dass hier Missverständnisse zugrunde liegen.
Finca Lucendum ist Teil einer Organisation, die in La Marina tätig ist, und daher erfolgt die Vereinsführung zentralisiert für diesen Zusammenschluss.
Mir ist kein einziger Fall bekannt, wo Lucendum irgendwie von Adoptantenseite angegriffen worden wäre, oder wo seitens der hiesigen Tierschützer irgendwelche Auffälligkeiten in der Hundehaltung oder Vermittlung beklagt worden wären.
Ich bin kein Unterstützer von Lucendum, noch haben wir jemals zusammen gearbeitet, aber ich lehne es ab, Lucendum für Dinge anzugreifen, die keiner der kleinen Orgas besser machen kann als sie es tun;
Im Gegenteil hoffe ich, dass Lucendum durch diesen Bericht noch mehr Hilfe bekommt, da die finanzielle Lage bei uns allen gelinde gesagt "traurig" ist und wir nur mit Hilfe aus Deutschland existieren und helfen können.
Es ist wichtig, dass die Presse ein Auge hat auf alle Vorgänge, die im Tierschutz passieren, denn es stimmt, dass Missbrauch nicht auszuschliessen ist.
Es ist aber auch wichtig, nicht jeden Fehler als vermeintlichen Betrug zu werten, denn wenn der Ruf einer Orga geschädigt wird, schädigt man zuerst die Tiere, die ansonsten ihr Leben verwirkt haben.
Daher meine Bitte:
geht direkt auf Lucendum zu, wenn es Unklarheiten gibt, und wer seine Newton-Spende zurückhaben will, oder die Spenden aus der Welpenstation, der möge sich dort melden, denn ich bin sicher, dass man das unbürokratisch regeln wird.
Für Newton hoffe ich, dass sich noch viele Leute an seiner Rettung beteiligen, und dass nun auch die dringend benötigten Spenden für Lucendums Fortbestand anlaufen mögen.
(Und wer noch einen Euro für Animalsave dazugeben will, ist auch herzlich willkommen;)

Ich bitte nicht nur um Verständnis für die Situation der Tierschützer in Spanien, sondern um Nachsicht für unsere landestypischen Unzulänglichkeiten, die mit dem deutschen Verwaltungsverständnis und deutschem Bürokratismus sicher nicht immer in Einklang zu bringen sind.
Ich hoffe, mit meinem Beitrag der Wahrheitsfindung zu dienen und bitte um Veröffentlichung meiner Stellungnahme, damit der Tierschutz in Spanien keinen Schaden erleidet.

Mit freundlichen Grüssen
Ihre Vanessa Lochmann
www.animalsave-europa.de
Animalsave Europa
Spanien/Costa Blanca

5 Kommentare:

  1. Heisst das, man muss als Spender damit rechnen, dass nicht alles stimmt, was gesagt wird?
    Und wenn man sich umschaut, dann waren die meisten Spendenskandale doch gerade bei "gemeinnützigen Vereinen" wie Arche etc.Da hat keiner im Vorstand Hunde bei sich daheim zur Vermittlung, die sehen die eigenen Hunde maximal im Fernsehen bei der Tiervermittlung.

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  2. Das mag ja alles sein.
    Aber:
    1. Es bleibt dabei. Unter bewusster und vorsätzlicher Vortäuschung falscher Tatsachen jemanden dazu zu bewegen, Geld zu zahlen, nennt der Staatsanwalt Betrug.
    Und ob man an Betrüger spenden will, sollte jeder für sich selbst entscheiden.

    2. War der jetzt aufgeflogene Betrug der Einzige? Die anderen Stories sind alle die reine Wahrheit? Ausser den Spendern wird sonst niemand betrogen? Die Spenden werden alle und ausnahmslos den beschriebenen Zwecken zugeführt?
    Die jetzt (mittlerweile mindestens die 3.) kolportierte Geschichte Newtons ist die reine Wahrheit?
    Ja Ne, iss klar. Und die Kinder bringt der Klapperstorch.

    3. Hund kommt gesund rein und sieht kurz danach aus, wie durch den Fleischwolf gedreht. Passt irgendwie nicht so recht in das Bild, das Frau Lochmann da beschreibt.

    4. Generell
    Beim Lesen des Beitrages von Frau Lochmann graust es mich. Da sind m.E. eine ganze Reihe von Anschauungen und Werte ganz schön schief.
    Hallo! Realisiert noch jemand, dass das Tiere sind?
    Und zum Thema Notfälle: In Pakistan sind 20 Mio. MENSCHEN obsdachlos. Die Cholera beginnt, sich auszubreiten. Interessiert das jemanden? Habt Ihr das über Hund-Hintern-Pudern überhaupt mitbekommen?

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  3. Sehr geehrter Vorschreiber,
    zu Ihrer Aussage:
    "Beim Lesen des Beitrages von Frau Lochmann graust es mich. Da sind m.E. eine ganze Reihe von Anschauungen und Werte ganz schön schief.
    Hallo! Realisiert noch jemand, dass das Tiere sind? Und zum Thema Notfälle: In Pakistan sind 20 Mio. MENSCHEN obsdachlos."
    Ich gebe Ihnen schon Recht, das macht einen Unterschied, ob ein Mensch oder ein Tier in Not ist.
    Und ich helfe sowohl, als auch.
    Aber ich kann Pakistan leider nicht helfen, und ich sage Ihnen auch wieso:
    seit ca. einer Woche ereilte dieses Land nach nunmehr 83(!) Jahren unerwarteterweise diese Flutkatastrophe. Bereits vor 5 Jahren gab es eine Hilfswelle aufgrund eines Erdbebens von über 350 Mio. Euro. Die Finanzmittel seien bis heute nicht bei der für den Wiederaufbau betrauten Behörde ERRA angekommen, sondern von Pakistans Präsident Asif Ali Zardari, der seit September 2008 an der Staatsspitze steht, in andere Kassen umgeleitet worden.

    Ich bin nicht die UN, auch bin ich keine Institution oder eine Stiftung. Ich bin nur Vanessa Lochmann, die dann hilft, wenn es ihr möglich ist. Ich kann für diese armen Menschen nur um Spenden bitten, aber dann heisst es wieder, wir Tierschützer wollen uns am Elend dieser armen Menschen bereichern, selbst dann, wenn wir die Kontonummer von einer gemeinnützigen Organisation angeben. Von daher halte ich mich mit derlei Spendenaufrufen lieber zurück. hier zu helfen ist Sache der Staatengemeinschaften und der politischen Verantwortlichen. Der einzelne - wie ich- ist da angesichts des Ausmasses dieser Katastrophe ziemlich machtlos.
    Und deshalb beschránke ich mein Engagement auf das, was ich wirklich bewegen kann, auch wenn es bedeutet, dass Pakistan ohne meine Hilfe zurechtkommen muss.

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  4. Darf ich mal fragen, wer ihr überhaupt seid? Ihr veröffentlicht hier massive Verleumdungen inkl. persönl. Daten aber traut euch selber nicht, euch vorzustellen geschweige denn eueren Namen anzugeben? DAS finde ich doch alles öußerst unglaubwürdig. Wer
    Fakten und Beweise hat, der muss sich nicht verstecken. Glaubwürdig ist das nicht. Das sieht mir eher nach 2 arbeitslosen Mädels mit viel Zeit aus!

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  5. Guten Tag "valoe". Wir veröffentlichen

    -ausschliesslich von den Betroffenen SELBST inszeniertes oder ins Netz gestelltes Material

    -wir BEHAUPTEN nicht, wir hinterfragen

    -bislang wurde bis auf die Stellungnahme aus diesem Blog keine einzige Gegendarstellung glaubhaft gemacht oder nachgewiesen, dass die veröffentlichten Beiträge missverständlich seien

    -Das von uns eruierte Material ist sowohl aussagefähig als auch Beweis (Screenshots aller Originalbeiträge vorhanden) und diese wurden von den eigenen Seiten der Betroffenen (also Lucendum, Lucendum-Unterstützer und Lucendum Spendenaufrufe, sowie Apadac) hergeleitet, und nicht wie von Ihnen unterstellt von uns erfunden.
    Also immer langsam mit diesen Behauptungen, weil wir keinerlei Anschuldigungen erheben, sondern nur feststellen, was wir aus den eigenen Internetauftritten der Finca Lucendum klar belegen können.
    Warum unser Name nicht angegeben wird, hat einen einfachen Grund: das Presserecht gibt uns die Möglichkeit, unter einem Pseudonym zu arbeiten, und die Meinungsfreiheit gilt für jeden.
    Wir haben keine Lust, Mobbing und Bedrohung hinzunehmen, damit diejenigen, die nun Betroffen sind, uns leichter mundtot machen können.
    Jedem steht es frei, gerichtliche Schritte einzuleiten, wenn wir etwas falsch gemacht haben, dann stehen wir zu Fehlern.
    Jedoch kann niemand behaupten, es sei verboten, Inhalte, die nachweislich falsch sind, herauszugreifen und zu kritisieren. Wozu Sie dazu einen Namen unserer Personen bräuchten, erschliesst sich uns nicht. Lesen, das können Sie doch, oder?
    Und mehr ist ja eigentlich nicht notwendig, um sich selbst ein Bild zu machen.
    Nicht wir haben Newtons Story erfunden, nicht wir haben Gelder für Spenden in nicht bekannter Höhe bekommen...wieso brauchen Sie also unseren Namen? Fragen Sie bei denen, von denen die Infos stammen: Lucendum sollte dazu dezidiert Auskunft geben können. Naja, sollte....

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