Mittwoch, 28. Juli 2010


Reisserische Schlagzeilen und heisse Luft...oder: wie man sich zum Tierschutzdeppen macht

Von: Isabell Cezanne-Geradts [mailto:isabell@geradts.info]
Gesendet: Samstag, 24. Juli 2010 14:42
Betreff: Schlimmste tierquälerische Zustände auf
einem Hof in Österreich Nähe Salzburg....!!

Schlimmste tierquälerische Zustände auf einem Hof in Österreich Nähe Salzburg....!!

Es betrifft Pferde, Ziegen, Hunde, Rinder , Kaninchen usw.

Es wird ganz dringend Hilfe und Unterstützung benötigt in Form von Spenden und Paten . um den Tieren zu helfen und sie freizukaufen. Und natürlich auch Plätze...!

..aber bitte lest selber...

Bitte in alle Verteiler und weiterleiten ..Habt vielen Dank ....Isabell C.-G.

Es hört nie auf...
Gestern wurden wir in den späten Abendstunden zu einem Einsatz gerufen
. Bei einem einsamen Landwirten sei Gefahr in Verzug, dutzende Hundewelpen gäbe es am Hof, eingesperrt in Auto-Anhängern und dunklen Verliesen, Kühe an Ketten, Perde genau so, Ziegen in Containern...
Da der Hofbesitzer eine Announce in einer Zeitung aufgegeben hatte - er möchte Hundewelpen verkaufen - folgten wir dieser 'Einladung', sie verschaffte uns das benötigte Alibi um das Anwesen unauffällig zu betreten.

Als wir den Hof errreichten, war die Sonne bereits müde geworden. Sie stand nun tief, erwärmte mit letzter Kraft unsere Knochen und bereitete gespannter Haut ein wohliges Prickeln. Und das hatten wir bald bitter nötig, denn was wir nun sahen, sollte etwas sehr heftig sein...

Ein Paar verließ gerade den Hof, im Arm ein Hündchen - ob sich die Beiden am Nachhause-Weg über den Zustand des Hofes, über das Schicksal der dort versammelten Tierschaft, unterhalten, Gedanken darüber verlieren, würden?

Das Landgut selbst wäre ein wunderschönes,
perfekt gelegen in den Tennengauer Bergen, mit Überblick über weitläufige Wiesen und Wälder; doch am Hof, fast typisch für alleine lebenden männliche Bauernsleute, hatte sich im Laufe der Jahre so allerlei angesammelt, angefangen von friedlich vor sich hinrostenden Anhängern bis zur Ackerbaugerätschaft aus postmoderner Zeit; überall liegt Alteisen, Schrott. Mauerwerk, abgefahrene Autoreifen, Ziegel, Steine, Holz; Container bevölkern den Grund, durchbrochen von einsam dahinvegetierenden Stahlgittern, Absperrbändern beherrrschen die Szenerie.
Und dazwischen Hunde - überall Hunde! Welpen suchen sich ihren Weg durch dichtes Gerümpel, Muttertiere der Freiheit beraubt von Ketten und Stricken! Wir zählen mindestens drei erwachsene Tiere, die Welpen wohl an die 10!

Ein halboffener Container zeigt sich uns, darin einen Meter hoch Heu .. und darauf zwei Zwergziegen, duch ein Gitter vom Zugang zur 'Außenwelt' abgetrennt...
so, jetzt müssen wir uns mal hier einmischen in diese SoapOpera über angebliche Tierqu
älerei.
Der alte Mann hat also ein Gehöft, darauf landwirtschaftliche Tierhaltung, unter anderem ein paar als Ställe umfunktionierte alte Container (Frage;interessiert das irgendjemand?)
keine gequälten, hungernden Tiere, niemand weiss, wielange die angeblich angeleinten Hunde angeleint bleiben (vielleicht ja nur wenn Besuch erwartet wird?)

und Ziegen, die meterhoch im frischen Heu stehen, haben sicher kein Probelm damit, dass vor ihnen ein Gitter die Sicht auf die Gänse von "respektiere.at" versperrt.
So, nun weiter mit diesem Geschnatter, das an Naivität und Unverstand kaum zu überbieten is
t:
Der Bauer selbst kommt trotz unseres Anrufes noch immer nicht, so gehen wir gleich direkt in den Stall - der ist zumindest nicht schmutzig, zu unserer Erleichterung. Auch hier überall rostbraune Eisengitter als Absperrungen gedacht; chaotisch doch mit System an Wänden und Vorsprüngen gelehnt; Raumteiler mit metallener Gewalt; wir sehen Kälber in einer kleinen Box, umgeben von Gittern, wie in einem Käfig; ein Stier, festgekettet, durch einen zusätzlichen viel zu kurzen Strick um die Hörner, festgezurrt am Eisengeländer, fast zur Bewegungslosigkeit verdammt; eine Mutterkuh, an schwerer Kette, ständig schreiend - warum? Weil ihr, so erfahren wir später

,
Mutterkuh, sauber und wohlgenährt,
in Innenstallhaltung


e
rst gestern geborenes Baby (sorry, aber man nennt das KALB, ein Baby ist etwas menschliches) keine eineinhalb Meter von ihr entfernt im Heu liegt, offenbar zu schwach sich zu erheben - ebenfalls angebunden, ein Strick um das Gelenk des vorderen Fußes...
In der Ecke noch ein Käfigverschlag, darin 2 Pferdchen, eine Stute und ihr Fohlen, beide selbst im kleinen Verlies noch an Stricken festgebunden.
Im Hintergrund springt ein weiter Verschlag ins Auge, mehrfach unterteilt, metallene Gitter; darin b
efinden sich ebenfalls Welpen, fünf, sechs, sieben, oder so - allerdings mit Zugang ins Freie.
Gut entwickeltes sauberes Kalb

Zwischen Mutterkuh und Baby und den Pferdchen sind noch 2 Hunde, an Stricken, zu einem Bewgungsradius von höchstens 1 Meter verdammt...

Wut steigt in uns auf; wie kann jemand seine Tiere nur so halten, ihnen dieses unwürdige Leben aufzwingen????


Dann kommt der Bauer - und mit ihm eine schwere Prüfung an das Gefühlsleben! Denn der 70-Jährige Mann ist ein Netter, keine Spur von irgend welcher Aggressivität - viel mehr ist es wohl Naivität, die ihn auszeichnet. Sofort zeigt er uns die Hunde, der Fotoapparat scheint ihn dabei nicht im Mindesten zu stören. 3 besonders hübsche Tierschützerinnen sind mit, er überhäuft die Frauen mit Komplimenten - und viel, viel wichtiger - die Tiere
scheinen ihn trotz ihrer Lage allesamt zu lieben! Schnell öffnet er die Verschlüsse der Hundeketten, lässt die Muttertiere frei laufen, herzt sie; er müsse sie immer wieder anhängen, sonst wären sie in der ganzen Nachbarschaft unterwegs und würden ihn bald erneut mit Nachwuchssorgen plagen (warum er sie nicht kastrieren lässt, ist die Frage!).
Er zeigt uns einen alten Anhänger, verrostet, mit den Wunde
n der Zeit überzogen; dort sind nochmals vier Welpen untergebracht, herzallerliebste. Er wolle sie verkaufen, müsse sie in die Steiermark bringen, dort hätte er eine Freundin welche eine Hundezucht betreut; die würde sie für ihn verkaufen können. Um die Kleinen an das Rütteln im Anhänger während der Fahrt zu gewöhnen, würde er sie für einige Tag jeweils mehrere Stunden dem Transportfahrzeug aussetzen, immer wieder daran vorbei gehen um das Gefährt zu schaukeln; so wäre ihnen die Fahrt dann eine viel erträglichere.
dieser Mann kümmert sich seit Jahrzehnten um seine Tiere und seinen Hof, er weiss, was seine Tiere aushalten können und weiss, worauf es ankommt. Nicht die Tatsache, dass ein Hund mal angeleint wird, ist das Problem, sondern wenn sich niemand um seine Bedürfnisse nach Futter, Wärme, Kühle, Liebe und ZUwendung kümmert. Ein angeleinter Bauernhund kann vielfach glücklicher sein als ein alleingelassener Tierheimhund frei im Zwinger.
Hühner laufen am Hof, sie dürfen solange bleiben, bis sie vom Alter und Gebrechen gezeichnet tot umfallen würden; er hätte sie nur der Eier wegen, erklärt uns der alte Mann.

Wir gehen in den Stall; erstere beiden Kälbchen füttere er mit der Hand, sie wären von der Mutter verstoßen worden; der riesige Stier müsse hier bleiben, weil er noch einen zweiten hätte, der mit den restlichen an die 10 Rindern auf der Weide rund ums Haus unterwegs ist - Mutterkuhhaltung - und es zwischen den Beiden sonst zu Kämpfen kommen würde (welch unterschiedliches Los den beiden Tiere hier zugedacht wurde; erst im Schlachthof werden sie wieder Gleiche unter Gleichen sein...); die Mutterkuh wäre an der Kette weil sie ihr Baby nicht annehmen wolle; sie
lässt es nicht trinken, so der Landwirt. Würde er sie losbinden, die Gefahr, dass sie unbeabsichtigt auf das Kind steigen, es erdrücken würde, wäre viel zu groß. Man hätte bereits alles versucht, erfolglos; so müsse er abwarten, es sei das erte Kalb der jungen Mutter, da gäbe es öfters derartige Probleme.
Das Kleine wirkt schwach, fast stoisch. Es schläft, unruhig, so als ob böse Träume es quälen würden - wir machen uns ernsthaft Sorgen!
Der Bauer beruhigt, er sagt, wir sollen morgen wieder kommen, da wäre es sicher schon viel stärker, würde sich erheben und sich uns dann von d
er besten Seite präsentieren...

Die kleinen Pferdchen sind Mutter und Sohn, auch sie wären tagsüber auf der Weide, und er wolle sie unbeidngt verkaufen - samt dem Vater, der draußen an einer Kette hängt, eine mehrere Meter lange zwar, aber entgegen des Tierschutzgesetzes allemal!
1000 Euro verlangt er für die Familie, wohl ein angemessener Preis in Anbetracht bäuerlicher Gewinngestaltung, aber die Pferdchen müssen schenll weg; er würde das Arbeitspensum bei so vielen Tieren einfach nicht mehr schaffen.
Ja, es würde ihm zu viel werden, die ganze Arbeit am Hof, er wäre nun alt
Frei erzählt er von den Begebenheiten, den Mühen seiner Arbeit, seines bisherigen Lebens; immerzu beschäftigt, den festgebundenen Hunden Aufmerksamkeit zu schenken. Er erzählt von seinen Liebsten, seinen Fraue
n, seinen Tieren; trotz all des herzbrechenden Rundherums kann man diesen Mann plötzlich irgend wie verstehen, kann hinter seiner mühevoll durch Ketten und Stricke udn Eisengittern erbauten Fassade den guten Menshen erkennen - jenen, der sich Gedanken macht ums eine Umwelt, seine Familie, seine Tiere; waren wir vor einer Stunde noch überzeugt, mit Wut im Bauch, dies alles hier sofort den Fängen des Gesetzes auszuliefern, die Presse zu informieren, so wird unser Handeln ein zögerlicheres; was ist zu tun, ist die Frage? Was is tzu tun um dem Tierschutz gerecht zu werden, aber auch um dem in die Szenerie unweigerlich eingebunden Menschen dabei nicht völlig aus der Bahn zu werfen????
Der alte Mann braucht Hilfe, setzt man ihn unter Druck oder liefert man ihn den vielleicht gnadenlosen Zeilenakrobaten der Nachrichtenblätter aus, so wird er auf völlig stur schalten, sich zurück ziehen, niemanden mehr an sich heran lassen; man muss den Tieren helfen, keine Frage - die Hunde müssen von den Stricken und Ketten, die Pferde auch, der Babystier braucht Hilfe - aber eine der sanften Art, eine, wo der Mensch als Verursacher dieser Probleme trotzdem nicht vergessen wird... und nebenbei, wer wisse denn was der Morgen brächte? Fast nachdenklich starrt er in die Leere der beginnenden Nacht, so als ob Befürchtungen eines nahenden Unheils seine Gedanken beschäftigen würden.
aha, Aufwallung von Anzeichen menschlicher Intelligenz merkbar...

Wir verabschieden uns, sagen, dass wir darüber nachdenken werden, welchen Welpen zu adoptieren, und wir würden morgen wieder kommen.

Auf einem nahen Parkplatz überlegen wir; inzwischen kommt ein Kamerateam von ATV, herbeigerufen von einer ebenfalls involvierten Tierschutz-Organisation; schweren Herzens, die Journalsiten sind weit gefahren, winken wir nach reichlichem Nachdenken ab - wir wollen hier keine Tragödie provuzieren, eine Sachlage hervorrufen, welche für Mensch und Tier unabsehbare Folgen haben könnte; statt dessen werden wir versuchen zu helfen, Plätze für die Tiere zu finden; das Fernsehteam zeigt überraschender Weise Verständnis und verabschiedet sich freundlich!!!

Nun laufen unsere mobilen Telefone heiß - unglaublich, aber wahr: tatsächlich würde die Pfotenhilfe, wie so oft Retter in höchster Not, die Mutterkuh samt Baby übernehmen, gleich morgen fürh!!!!!

Wir machen uns ernsthaft Sorgen um die Gesundheit des Kleinen, beschließen, nochmals zum Hof zu fahren und das Baby die nächsten Stunden über bis zum Morgen zu bewachen und zu füttern.
Ja, ein altgedienter Landwirt braucht dazu ein paar selbsternannte Retter, ohne Erfahrung und offensichtlich komplett durchgeknallt.
Die Nacht hat das Land inzwischen fest im Griff, ein heller Mond strahlt in sichtlicher Lebensfreude sein mattes Licht zur Erde.

Der Mond, liebe Respektiere.at-Hobbypoeten, der Mond hat
kein Licht, das er STRAHLT, er reflektiert nur die Strahlung der Sonne. Muss man Euch denn wirklich ALLES erklären?
Wir betreten den Hof, trotz der Vielzahl von Hunden dort bleibt es bemerkenswert ruhig; nur das freudige Wiehern des Hengstes auf der Wiese begrüßt uns.
Der Bauer kommt vom Hang, er hätte gerade den Weidekühen eine neue Wiese eingezäunt - Arbeit gäbe es hier immer.

Wir erklären unsere Absicht, erzählen davon, dass wir die Kuh samt Kind (samt KALB, Kinder darf man nicht KAUFEN!!!)kaufen möchten, schon morgen; milde lächelt der alte Mann, fast beruhigend spricht er;(ja, der hat Erfahrung mit Kühen, Ziegen und Bekloppten, wie man sieht) keine Hektik, zuerst muss das Kleine stärker werden, muss an die 10 Tage alt sein, und die Mutter müsse es trinken lassen; dann könnten wir über das Geschäft sprechen.
Ob wir es wenigstens füttern dürften, fragen wir; auch da verneint er, er hätte es am Abend bereits gefüttert, und zu viel Milch wäre für den kleinen Magen nicht gut.
Ob wir es sehen dürften, wenigstens kurz - mit der Absicht die Saugreflexe zu testen! Mit kurzem Seufzer führt er uns in den Stall, vor Momenten noch ein gebrechlicher, alter Herr, wandelt sich seine körperliche Verfassung in sekundenschnelle; behänd öffnet er die eiserne Absperrung, schleicht fast wie eine Katze in den Wohnraum so vieler verschiedener Tiere.
Wir bräuchten uns keine Sorgen machen, er würde seit 40 Jahren seine Arbeit tun, wisse, wie man solche Fälle zu behandeln hätte - hierbleiben? Nein, das geht nicht, aber er würde das Baby ohnehin um fünf Uhr morgens füttern, so viel sei sicher.

Den Rest dieser unsäglichen Chose ersparen wir uns und den werten Lesern, weil es einfach nur traurig ist, welch dusselige Wichtigtuer sich zu Oberhütern kraft eigener Ignoranz erklären, ohne dabei auch nur einen Funken Ahnung von Landwirtschaft zu haben.
Respaktiere.at hat sich hiermit als eine Ansammlung hysterischer, unterbeschäftigter Hausfrauen auf dem sozialen Trip geoutet, vielleicht sollten die Damen mal selbst eine Woche lang einen Hof bewirtschaften, bevor sie anderer Leute Arbeit bewerten.
Dem alten Landwirt wünschen wir von Gegenwind alles erdenklich Gute, wäre schön, wenn zur Abwechslung mal ein Proteststurm gegen solches Denunziantentum über Respektiere.at hinwegfegen würde.
Von uns gibt es dafür die goldene Mistgabel am Bande!
Fast hätten wir es vergessen:
Am Schluss kam die Pointe, ja, wirklich:
Bitte spenden Sie, damit wir solch einen Quatsch weiter durchführen können;)...natürlich mit Spendenkontonennung, was sonst.
Muss man auch fabulieren, so hilft man doch den Tieren, egal ob sie es nötig haben oder nicht. Echt witzig.


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